Gaming-Marathons sind ein fester Bestandteil der modernen Gaming-Kultur. Stundenlanges, intensives Spielen, ob als geselliges Event, persönliche Herausforderung oder Auszeit vom Alltag, übt eine große Anziehungskraft aus. Doch diese intensive Beschäftigung mit virtuellen Welten birgt auch Risiken. Dieser Artikel untersucht die psychologischen Effekte von Gaming-Marathons – sowohl die positiven als auch die negativen – und gibt Tipps für ein verantwortungsvolles Spielerlebnis.

Das Wir-Gefühl in der Online-Welt

Gaming-Marathons können eine emotionale Achterbahnfahrt sein, wobei positive Gefühle oft eine große Rolle spielen. Das Eintauchen in virtuelle Welten, gemeinsame Abenteuer und der Nervenkitzel des Wettbewerbs können starke positive Emotionen auslösen. Besonders wichtig ist dabei das Gefühl der sozialen Verbundenheit. Wie Studien, zum Beispiel im Bereich Marathonlauf, zeigen, verstärkt die Teilnahme an gemeinsamen Erlebnissen dieses Gefühl. Das Gehirn sieht soziale Verbundenheit als grundlegende Belohnung an, ähnlich wie den Genuss von Schokolade. Bei Gaming-Marathons entsteht dieses Gefühl durch gemeinsames Spielen, Interaktion mit anderen und die Zugehörigkeit zu einer Community, was besonders in Online-Spielen stark ausgeprägt ist. Mehr dazu kann man bei Psychology Today nachlesen.

Vorteile des Online-Gamings

Abseits von Marathon-Sessions kann Gaming durchaus positive psychologische Effekte haben. Dazu gehören verbesserte kognitive Fähigkeiten, wie Problemlösungskompetenz und Reaktionszeit. Auch der Abbau von Stress und die Förderung sozialer Interaktion, besonders in Multiplayer-Spielen, sind positive Aspekte. Allerdings überwiegen bei Gaming-Marathons oft die negativen Auswirkungen der langen Spieldauer und Intensität.

Gemeinsam stark: Teambuilding in virtuellen Welten

Viele Online-Spiele, insbesondere MOBAs und MMORPGs, erfordern Teamarbeit und Kooperation. Das gemeinsame Erreichen von Zielen, das Meistern von Herausforderungen und das Teilen von Erfolgen in einer Gruppe können das Selbstwertgefühl und das Gefühl der Zugehörigkeit stärken. Man lernt, sich auf andere zu verlassen, zu kommunizieren und gemeinsam Strategien zu entwickeln – Fähigkeiten, die auch im realen Leben nützlich sind.

Risiken langer Gaming-Sessions

Exzessives Spielen, wie bei Gaming-Marathons üblich, birgt Risiken. Ein zentrales Problem ist die soziale Isolation. Obwohl Gaming soziale Verbindungen fördern kann, besteht bei exzessivem Spielen die Gefahr, dass reale Kontakte vernachlässigt werden, was Einsamkeit verstärken kann. Hinzu kommt mentaler Stress durch lange Spielesitzungen, besonders in kompetitiven Kontexten. Dies kann zu Erschöpfung und, wie Harvard Health berichtet, sogar zu Veränderungen im Essverhalten führen.

Mentale Erschöpfung als limitierender Faktor

Die Sportpsychologie zeigt, dass nicht nur körperliche, sondern auch psychologische Faktoren die Leistungsgrenzen bestimmen. Bei Gaming-Marathons ist mentale Ermüdung entscheidend. Gamer sollten sich, ähnlich wie Marathonläufer, mental vorbereiten, wie bei Runners World erklärt wird. Dazu gehört, sich auf mögliche Stresssituationen vorzubereiten und Strategien zu entwickeln, um mit diesen umzugehen. Beispielsweise kann man sich “Wenn-Dann”-Pläne überlegen: “Wenn ich merke, dass ich frustriert werde, dann mache ich eine kurze Pause und atme tief durch.”

Schlafstörungen: Die unsichtbare Gefahr

Lange Gaming-Sessions, besonders bis spät in die Nacht, stören den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus. Der Blaulichtanteil der Bildschirme hemmt die Produktion des Schlafhormons Melatonin, was das Einschlafen erschwert. Schlafmangel hat weitreichende Folgen: Er beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit, die Stimmung und die allgemeine Leistungsfähigkeit. Langfristig kann chronischer Schlafmangel das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen erhöhen.

Wenn das Spiel zur Sucht wird

Ein großes Risiko ist die Entwicklung einer Spielsucht, auch bekannt als “Internet Gaming Disorder” (IGD). IGD ist ein problematisches Spielverhalten mit übermäßiger Beschäftigung mit Gaming und Kontrollverlust. Gaming-Marathons können ein Zeichen für solchen Kontrollverlust sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Gaming Disorder als offizielle Diagnose anerkannt, wie bei Neurolaunch steht. Typische Anzeichen einer IGD sind: Entzugserscheinungen (Reizbarkeit, Angst) beim Nicht-Spielen, ständige Nutzung von Spielen als Fluchtmechanismus und Lügen über die Spieldauer.

Auswirkungen auf Aufmerksamkeit

Forschungsergebnisse, wie in Somnologie veröffentlicht, zeigen, dass schon moderates abendliches Spielen Aufmerksamkeit und Schlafqualität beeinträchtigen kann. Bei Gaming-Marathons verstärken sich diese Effekte und können langfristig zu kognitiven Beeinträchtigungen führen.

Zusammenhang mit Depression

Es gibt Hinweise, dass exzessives Spielen, besonders bei Vernachlässigung sozialer Kontakte, mit Depressionen in Verbindung stehen kann, wie Charlie Health berichtet. Die Isolation und der Bewegungsmangel, die oft mit langen Spielesitzungen einhergehen, können depressive Verstimmungen verstärken.

Achtsames Spielen für gesunde Gaming-Marathons

Trotz der Risiken können Gaming-Marathons verantwortungsvoll gestaltet werden. Achtsames Spielen mit klaren Zielen und regelmäßigen Pausen ist entscheidend. Ein ergonomischer Gaming-Platz, genug Flüssigkeit und eine ausgewogene Ernährung unterstützen das körperliche und geistige Wohlbefinden, wie bei Vocal Media beschrieben. Feste Spielzeiten und Pausen, am besten mit einem Timer, sind unerlässlich. Kurze Bewegungspausen, Dehnübungen und Entspannungstechniken helfen, Stress abzubauen. Wichtig ist auch die Pflege von Kontakten außerhalb der virtuellen Welt.

Konkrete Tipps für achtsames Spielen

Mache alle 60 Minuten eine kurze Pause von 5-10 Minuten. Stehe auf, dehne dich, gehe ein paar Schritte und schaue bewusst weg vom Bildschirm. Trinke regelmäßig Wasser, um hydriert zu bleiben. Vermeide zuckerhaltige Getränke und bevorzuge stattdessen Wasser oder ungesüßten Tee. Bereite gesunde Snacks vor, wie Obst, Gemüse oder Nüsse. Nutze die 20-20-20-Regel: Schaue alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf ein Objekt in 20 Fuß (ca. 6 Meter) Entfernung. Plane deine Gaming-Sessions im Voraus und setze dir ein Zeitlimit. Nutze Apps oder Timer, um dich an Pausen zu erinnern.

Unterstützung

Bei Anzeichen einer Spielsucht oder anderer psychischer Probleme ist es ratsam, professionelle Hilfe zu suchen. Es gibt Beratungsstellen und Therapeuten, die auf Gaming-Probleme spezialisiert sind.

Extremfälle: Ein Weckruf

Tragische Einzelfälle, wie der Tod eines russischen Teenagers nach einem extrem langen Gaming-Marathon, verdeutlichen die potenziellen Gefahren (Times of India). Es ist wichtig zu betonen, dass dies ein Extremfall ist. Dennoch unterstreicht er die psychologischen Faktoren, die zu solchem Verhalten führen können. Die Forschung zu Videospielsucht ist noch nicht abgeschlossen, zeigt aber deutlich die Verbindung zu Suchtverhalten und psychischen Problemen (Journal of Ethics | American Medical Association). Die COVID-19-Pandemie hat durch vermehrte Online-Aktivitäten die Thematik verschärft (PMC).

Die Verantwortung der Spieleindustrie

Die Spieleindustrie trägt eine Mitverantwortung, verantwortungsvolles Spielen zu fördern. Viele Unternehmen implementieren bereits Funktionen wie Pausen-Erinnerungen und Kindersicherungen. Es sind jedoch weitere Anstrengungen nötig, um das Bewusstsein für psychische Gesundheit in der Gaming-Community zu schärfen und präventive Maßnahmen zu etablieren. Dazu gehören beispielsweise Warnhinweise bei übermäßig langer Spielzeit, Ressourcen zur Selbsthilfe und die Förderung von Forschung zu den Auswirkungen von Gaming.

Die richtige Balance finden

Gaming-Marathons sind ein zweischneidiges Schwert. Sie bieten intensive Erlebnisse und soziale Interaktion, bergen aber psychologische Risiken. Entscheidend ist ein bewusster Umgang mit Gaming, der auf Grenzen, Selbstfürsorge und einem ausgewogenen Lebensstil basiert. Es geht darum, die Leidenschaft für das Spielen mit der eigenen psychischen Gesundheit in Einklang zu bringen.

2025-03-12T14:49:27+00:00
Avada